Siebzigtausend, 2012

Entwurf für das Einheits- und Freiheitsdenkmal, Leipzig, gemeinsam mit Annabau, Architektur und Landschaft Berlin, Wettbewerb 1. Platz. Wilhelm-Leuschner-Platz, Leipzig.

Der markante Höhepunkt der Friedlichen Revolution war in Leipzig die Demonstration am 9. Oktober 1989. Geschätzte 70 000 Demonstranten nahmen an dem Zug um den Stadtring teil. Das Merkmal von friedlichem Zusammenhalt der aufbegehrenden Menge und der Pluralität ihrer Persönlichkeiten ist wesentlicher Ausgangspunkt des Projektes.

Das Konzept Siebzigtausend sieht eine riesige rechteckige Fläche von 70 000 Farbfeldern vor, die in Leipzig den Wilhelm-Leuschner-Platz am Ring bedeckt. Sie besteht zunächst aus 70 000 einzelnen kistenförmigen Podesten, die man aus der unübersehbaren Zahl herauslösen und mitnehmen kann: jedes gerade groß genug, um darauf stehen zu können. So taucht das Denkmal in Form des Podestes mobil in den Stadtraum ein, in Privaträume und verteilt sich über Leipzig hinaus. Jeder Kasten steht dabei stellvertretend für die errungene Möglichkeit, weiterhin seine Meinung frei zu äußern, nicht nur symbolisch, sondern ganz konkret.

Indem die Besucher des Platzes schrittweise Podeste aufheben und mitnehmen, wird nach und nach ein identisches Farbmuster aus 70 000 Keramikflächen in der Vertiefung aufgedeckt. Nur vereinzelt bleiben einige Objekte auf diesem großflächigen Rechteck zurück. Sie können als Rednerpodest oder Sitzmöglichkeit genutzt werden. Wie die Podeste für den Einzelnen, so wird der Platz selbst zu einem Diskussions- und Handlungsort für die Gemeinschaft. Für das erste Jahr werden Vortrags- und Musikreihen geplant, um den Platz als Forum für gesellschaftliche und kulturelle Aktivitäten aktiv einzuführen.

<